Die Nacht im Frontera.
Postkarten-Prosa 06/07
Teil 2
Ich beobachte Betty,
ohne Frage
der schillernste Falter
dieser Silvesternacht.
Wir alle wurden Zeugen ihrer Verpuppung.
Betty: Amerikanerin wäre sie,
hieß es vor drei Tagen
und schüchtern
und alle jene, die meinten ein Auge dafür zu haben,
haben Wetten darauf abgeschlossen, dass sie lesbisch ist.
Ich hielt dagegen.
Aber erst nach dem mich einer ihrer Seitenblicke traf.
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Ihr Concon:
Die Cordhosen, das Flanellhemd und die Schirmmütze,
sind nun aufgebügelt und im Reisekoffer verstaut.
Jetzt zeigt sie Figur
und tanzt auf der Empore im Frontera.
Die zwei Quadratmeter sind für
Außergewöhnliches reserviert,
peinliche Momente eingeschlossen.
Aber Betty und die beiden Latin Lover
die um ihre Gunst buhlen
sind gut platziert.
Ab vier Uhr bekommen Bettys Gefühle Schlagseite,
sie hält sich noch eine Weile
mit der Zunge im Mund des Auserwählten
dann sind sie verschwunden.
Betty wird sich wohl noch vor Sonnenaufgang paaren.
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Auch ich habe einen Termin,
um sechs wecke ich all jene
die der letzten Nacht des Jahres
nicht ewige Treue Geschworenen haben.
Die Fahrt zum Leuchtturm dauert fünfzehn Minuten.
Der Logenplatz ist gut besucht,
schon seit Generationen.
Im Osten wird der Tag geboren.
Und am Cap de Creus wird getanzt.
Auf dieser Felsenzunge
hat der stete Wind
einen so kräftigen Atem,
dass es uns schüttelt
als legen wir in den Wehen.
Großes kündigt sich an.
Wir richten unsere Blicke auf das Meer.
Eine kleine Trompete
erhebt sich mit hellem Klagen,
über die Blaskapelle
während sich die Sonne am Horizont
durch die Morgenröte presst.
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